4-Zimmer-Küche-Bad. Altbau mit hohen Decken. Balkon. Einbauküche. Ruhige Lage, trotzdem zentral. So würde man unsere Wohnung in einer Annonce wahrscheinlich beschreiben. Tom und ich hatten die Wohnung vor ungefähr drei Jahren angemietet mit dem Ziel, eine Wohngemeinschaft zu etablieren. Etwas später ist Anna dazu gekommen. Hübsche Rechtsverdreherin, gerade getrennt, manchmal etwas verpeilt. Tom und ich haben uns "versprochen", die Finger von ihr zu lassen. Mir ist das bislang gelungen. Ich hoffe, Tom auch. Wenn Anna mal ein Glas zu viel getrunken hat, kann sie, sagen wir mal, ziemlich anhänglich werden. Da heißt es dann stark bleiben und die Situation nicht ausnutzen.

Gerade bin ich allein in unserer Wohnung. Tom und Anna sind arbeiten. Ich selbst hatte letzte Nacht Dienst, bin heute morgen nach Hause gekommen und habe bis eben geschlafen. Jetzt sitze ich vor einer Tasse Kaffee. Die letzte Nacht auf dem Notarztwagen war ruhig. Ein Einsatz um zwei Uhr. Krampfanfall. Dann bis heute Morgen Ruhe. Ich überlege, was ich mit dem angefangenen Tag anstellen soll.

Jeder von uns bewohnt ein Zimmer der relativ geräumigen Wohnung. Tom bewohnt das eigentliche Wohnzimmer, ich habe mich im eigentlichen Schlafzimmer wohnlich eingerichtet und Anna residiert im Arbeits-, Kinder- oder Gästezimmer. Wie auch immer. Das Leben in einer WG zwingt mich zu einem gewissen Minimalismus. Wenn einem nur ein Zimmer zur Verfügung steht, muss man mit dem Platz haushalten.
In einer halben Stunde will die Putzfrau kommen. Ich habe keine Lust, hier zu sein, während sie arbeitet. Ich bin nicht der große Small-Talker. Schon gar nicht nach einem Nachtdienst. Ich packe meine Sachen zusammen und fahre ins Schwimmbad.