Freitag, 31. Oktober 2014
Nach eineinhalb Stunden im Chlorwasser hatte ich dann keine Lust sehr. Je später der Nachmittag wurde, desto voller wurden das Becken. Als dann noch irgendwelche schlecht bis gar nicht erzogenen Bälge meinten, vom Drei-Meter-Brett (kommende Generation Egoshooter) meinten, ins volle Becken springen zu müssen, hatte ich genug.
Auf dem Rückweg entdeckte ich eine Whatsapp-Nachricht von Tanja auf meinem Handy. Sie fragte, wann wir uns nochmal verabreden könnten. Wir schrieben kurz hin und her und einigten uns auf nächste Woche Montag. Ich frage mich oft, wie lange Tanja den Zustand mit ihrem Noch-Ehemann noch aufrecht erhalten will. Irgendwie kann sie nicht mit ihm, aber auch nicht ohne ihn. So geht das jetzt schon fast zwei Jahre. Ich erinnere mich an ein Ereignis vor etwa einem halben Jahr. Tanja und ich hatten uns in einem dieser Spaß- und Freizeitbäder zum Schwimmen verabredet. Erst schwammen wir unsere Bahnen, dann zogen wir uns in eines dieser kleinen Whirlpools zurück. An diesem frühen Vormittag waren kaum andere Gäste da. Wir begannen herumzualbern. Unsere Späße wurden sexueller, irgendwie heizte die Stimmung zunehmend auf. Tanja ist eigentlich nicht so sehr mein Typ. Trotzdem kamen wir uns näher. Ich streichelte über ihre Brüste (Tanja hat ziemlich große Brüste, was mich ziemlich erregt hatte). Mein harter Schwanz drückte gegen ihren Po. Tanja schloss für ein paar Minuten die Augen, dann ließ sie ab. Später im Auto entschuldigte sie sich für ihr Verhalten. Sie könne das irgendwie noch nicht. Seitdem hatten wir keinerlei sexuelle Aktivitäten mehr gehabt. Glücklicherweise hat sich dadurch das freundschaftliche Verhältnis zwischen Tanja und mir nicht verschlechtert. Thematisiert worden war das Ereignis aber auch nicht mehr. Manchmal habe ich das Gefühl, als schwebe die Sache noch über uns.




4-Zimmer-Küche-Bad. Altbau mit hohen Decken. Balkon. Einbauküche. Ruhige Lage, trotzdem zentral. So würde man unsere Wohnung in einer Annonce wahrscheinlich beschreiben. Tom und ich hatten die Wohnung vor ungefähr drei Jahren angemietet mit dem Ziel, eine Wohngemeinschaft zu etablieren. Etwas später ist Anna dazu gekommen. Hübsche Rechtsverdreherin, gerade getrennt, manchmal etwas verpeilt. Tom und ich haben uns "versprochen", die Finger von ihr zu lassen. Mir ist das bislang gelungen. Ich hoffe, Tom auch. Wenn Anna mal ein Glas zu viel getrunken hat, kann sie, sagen wir mal, ziemlich anhänglich werden. Da heißt es dann stark bleiben und die Situation nicht ausnutzen.

Gerade bin ich allein in unserer Wohnung. Tom und Anna sind arbeiten. Ich selbst hatte letzte Nacht Dienst, bin heute morgen nach Hause gekommen und habe bis eben geschlafen. Jetzt sitze ich vor einer Tasse Kaffee. Die letzte Nacht auf dem Notarztwagen war ruhig. Ein Einsatz um zwei Uhr. Krampfanfall. Dann bis heute Morgen Ruhe. Ich überlege, was ich mit dem angefangenen Tag anstellen soll.

Jeder von uns bewohnt ein Zimmer der relativ geräumigen Wohnung. Tom bewohnt das eigentliche Wohnzimmer, ich habe mich im eigentlichen Schlafzimmer wohnlich eingerichtet und Anna residiert im Arbeits-, Kinder- oder Gästezimmer. Wie auch immer. Das Leben in einer WG zwingt mich zu einem gewissen Minimalismus. Wenn einem nur ein Zimmer zur Verfügung steht, muss man mit dem Platz haushalten.
In einer halben Stunde will die Putzfrau kommen. Ich habe keine Lust, hier zu sein, während sie arbeitet. Ich bin nicht der große Small-Talker. Schon gar nicht nach einem Nachtdienst. Ich packe meine Sachen zusammen und fahre ins Schwimmbad.




Ich habe entschlossen, ein Blog zu eröffnen. Hatte ich früher schon häufiger. Irgendwann hatten mich dann aber Lust und Interesse verlassen und die Sache ist eingeschlafen. Waren meist irgendwelche Blogs über Hobbys, Interessen usw.
Dieses Blog hier soll anders werden. Es geht um meinen Alltag. Der kann mal sterbenslangweilig sein. Oder auch spannend und wunderschön. Oder auch stressig. Ich versuche durchzuhalten.
Jede Story hat ihre Hauptprotagonisten. Die stelle ich kurz vor. Ich bleibe dabei in der Anonymität, weil es hier durchaus auch mal intim werden kann. Die Namen der Protagonisten sind verändert, ebenso einzelne Details, die Rückschlüsse auf Personen ziehen lassen. Trotzdem versuche ich, so authentisch wie möglich zu bleiben.

Ich: Männlich, Mitte 30er. Ich lebe in einer relativ großen und bedeutenden Stadt in Deutschland. Mein Leben ist bislang anders verlaufen, als das Leben anderer Mittdreißiger.
Was ich nicht besitze: Ehefrau, Verlobte oder ähnliches, Kinder, festen Job, Wohneigentum.
Ich lebe in einer WG. Wir sind zu dritt. Alle ähnlich gesettled. Alle in den „besten Jahren“. Im Grunde befreundet und mehr als eine reine Zweckgemeinschaft. Ich muss nicht arbeiten. Ich tue es aber. Das ist ein sehr angenehmer Zustand, nicht auf seine Arbeit angewiesen zu sein. Ich habe Medizin studiert, bin Anästhesist, fahre aber nur noch zwei- manchmal dreimal die Woche als Notarzt durch die Gegend. Oder begleite die Operationen in ambulanten OP-Praxen. Ich arbeite tatsächlich, weil es mir Spaß macht. Meine weitere Passion ist neben der Musik (ich spiele E-Gitarre) die sportliche Fortbewegung auf Land und zu Wasser.

Tom ist mein bester Freund und Mitbewohner. Ebenfalls Mittdreißiger. Ebenfalls Sportler. Muss aber arbeiten (zumindest tut er jeden Morgen so). Tom und ich kennen uns seit einem Triathlon-Wettkampf vor einigen Jahren. Zunächst hatten wir uns nur zum Training verabredet, irgendwann waren wir dann befreundet gewesen. Nachdem seine Freundin ihn verlassen hatte, war er zunächst vorübergehend bei mir eingezogen, bis „er seine Dinge geregelt“ habe. Nun, die Dinge sind immer noch nicht geregelt und so hatten wir beschlossen, eine WG zu gründen.

Anna ist die dritte im Bunde, lebt seit etwa einem Jahr in unserer WG. Sie schreibt noch keine 3 vor ihrer Hausnummer, hat vor einiger Zeit Ihr Studium beendet und arbeitet nun in der Rechtssprechung. Anna hatte sich gerade von ihrem damaligen Freund getrennt, als sie bei uns eingezogen war. Ich glaube, sie hat einfach nur schnell etwas gesucht, die WG als vorübergehende Lösung geplant und war dann bei uns „hängengeblieben“. Eigentlich wollten Tom und ich eine reine Männer-WG, fanden Anna aber, sagen wir mal, ganz annehmbar, und hatten unserer Vorhaben recht schnell gekippt. Anna ist als Frau tabu. Für mich. Und für Tom. Einfach, damit die Sache nicht unnötig kompliziert wird.

Florian ist ein guter Freund von Tom und mir. Wir kennen ihn ebenfalls vom Sport und ich zusätzlich von unserer früheren gemeinsamen Tätigkeit in der Klinik. Florian ist sehr viel bodenständiger: Verheiratet, Kind in der Pipeline, arbeitet weiterhin in der Klinik, fährt seit Neuestem einen VW Van. Manchmal scheint ihm die geordnete Welt auf die Nerven zu gehen und er erscheint unerwartet bei uns. Mit einer Flasche Rotwein. Oder einer DVD.

Tanja ist eine gute Bekannte von mir, ein paar Jahre älter als ich, (noch) verheiratet, lebt aber mit ihrem Mann seit geraumer Zeit in einer Art WG. Tanja ist in meinen Augen schon ein wenig ausgeflippt, vielleicht bin ich aber auch einfach zu spießig. Wir kennen einander seit meiner Tätigkeit in der Klinik, wo Tanja ebenfalls gearbeitet hat. Die Fronten zwischen Tanja und mir sind geklärt. Wir sind gute Freunde. Nicht mehr und nicht weniger. Mehr stand nie zur Diskussion. Selbst Sex würde auf einer „freundschaftlichen Basis“ ablaufen, auch wenn es bislang nicht dazu gekommen ist. Oftmals ist sie meine engste Vertraute, vor allem bei Dingen, die ich mit Tom nicht besprechen möchte.

Tina ist eine weitere gute Freundin, die ich in meiner ehemaligen Klinik kennengelernt habe. Sie arbeitet mittlerweile in der freien Wirtschaft und ist „ständig auf Achse“. Beziehungen würden sie einschränken. So lebt sie für ihren Job, für ihre Affären und weiß nicht so recht, ob sie mit diesem Leben glücklich sein soll. Wir pflegen eine freundschaftliche Beziehung. Tina ist „nicht mein Typ“ und ich auch nicht ihrer. Ich mag sie aber sehr aufgrund ihrer lockeren, optimistischen Art und Weise.

Nachdem ich die Hauptakteure vorgestellt habe, sollte mein Blog nun beginnen können. Bühne frei – und Willkommen in meinem Leben!